In der vergangenen Woche wurde vom „California Department of Fair Employment and Housing“ Klage gegen den Gaming Publisher Activision Blizzard eingereicht. Nun liegen wohl viele Arbeiten an Titeln wie „WoW“ still. Zusätzlich sind auch die Postings auf den SocialMedia-Kanälen aller Activision Blizzard-Spiele zum Erliegen gekommen.
Nun hat sich ein Mitarbeiter zu der Funkstille geäußert. Laut Entwickler Jeff Hamilton (Senior System Designer/ WoW) seien die Mitarbeiter wütend über die Art und Weise, wie Activision Blizzard mit den Vorwürfen der Klage umgehe. Sie seien zu traumatisiert, um zu arbeiten.
Stein des Anstoßes
Eine ganze Weile gab es Gerüchte, dass die Unternehmenskultur bei Activision Blizzard sehr toxisch sei. Durch die Klage des „California Department of Fair Employment and Housing“ ist es nun zur Gewissheit geworden. Die staatliche Behörde soll die Einwohner von Kalifornien vor Diskriminierung am Arbeitsplatz schützen. Es ist die größte Bürgerrechts-Behörde in den USA.
Wie Kutako berichtet, hat das „California Department of Fair Employment and Housing“ in einer zweijährigen Untersuchung zahlreiche Missstände feststellen können. Diese sollten außergerichtlich über eine Schlichtungsstelle gelöst werden. Doch das Schlichtungsverfahren hat nicht zu einer Lösung geführt, sodass am 20. Juli 2021 beim „Superior Court of the State of California, in and for the County of Los Angeles“ Klage eingereicht wurde.
Die meisten der Anklage-Punkte betreffen Verletzungen der Bürgerrechte, Sexismus-Vorwürfe und Verstöße gegen die Gleichberechtigung, hauptsächlich von Frauen. Wir haben für euch die wichtigsten Punkte der Anklage aufgeführt:
- Bei Activision Blizzard würden in den Top-Jobs im Moment nur weiße Männer sitzen. Das sei schon immer so gewesen.
- Nur wenige Frauen erreichen Spitzen-Positionen in der Firma und sogar diese bekommen weniger Gehalt und niedrigere Boni-Zahlungen als ihre männlichen Kollegen.
- Die schlechtere Stellung von Frauen ziehe sich durch die Firma: Überall würden Frauen weniger Geld bekommen, weniger Möglichkeiten erhalten und langsamer aufsteigen.
- Arbeitskultur wie in einer Studentenverbindung.
- Frauen würden bei Activision Blizzard ständig sexuell belästigt.
- Beschwerden der Frauen gegen die schlechte Behandlung würde man abtun. Sie blieben ohne Konsequenz. Das Personal-Büro soll diesen Beschwerden nicht nachgehen.
Für Frauen muss es bei Blizzard wohl besonders schlimm sein, denn es werden in der 29 Seiten umfassenden Klage einige Fehlverhalten der männlichen Belegschaft angezeigt. Unter anderem soll es sogenannte „Cube Crawls“ geben, in denen Gruppen von Männern eine Menge Alkohol trinken. Feiernd sollen diese dann durch die einzelnen Arbeits-Cubes ziehen und dabei häufig Frauen auf unangemessene Art belästigen.
Umgang mit der Situation inakzeptabel
Hamilton kritisiert vor allem die Antwort von Activision Blizzard auf die Klage. Activision Blizzard hat in einem Statement auf die Klage reagiert und die Vorwürfe als „falsch und verdreht“ abgetan. Die Klage der Behörde wäre „unverantwortlich“ und man „kritisiere das Vorgehen“ der Beamten.
In seinem Statement führt das Studio unter anderem auch an, dass es sie krank mache, wenn die Behörde den tragischen Selbstmord einer Angestellten mit in den Fall hineinziehe. Der habe nichts damit zu tun. So ein Verhalten würde keine Rücksicht auf die trauernde Familie nehmen.
Hamilton ist über die Antwort geschockt und findet es abscheulich, auf solche Vorwürfe mit etwas anderem als mit einem wohlüberlegten Plan, wie man den Missbrauch abstellen kann, zu antworten.
Ehemalige Mitarbeiter sagen aus
Bei Blizzard haben sich auch ehemalige Bosse, wie Chris Metzen oder Mike Morheim, zu den Fällen geäußert. Sie nahmen zum Teil die Schuld auf sich und entschuldigten sich dafür, den Vorwürfen nicht nachgegangen zu sein, ihnen sei schlicht das Ausmaß nicht bewusst gewesen.
Aber auch dem jetzigen Blizzard-Chef J. Allen Brack und dem Activision-CEO Bobby Kotick scheinen die Ausmaße nicht bekannt gewesen zu sein, wie aus internen, geleakten E-Mails hervorgeht. Sie nannten das in der Klage beschriebene Verhalten „inakzeptabel“, kündigten Untersuchungen und viele Gespräche an.
Ebenfalls melden sich nun (ehemalige) Mitarbeiterinnen, die selbst Opfer waren/sind, zu Wort und sind froh darüber, dass ihre Peiniger namentlich auch in der Anklageschrift stehen und für ihr Fehlverhalten zur Rechenschaft gezogen werden können.
Aussage sticht heraus
Die Aussage von Fran Townsend (Chief Compliance Officer bei Activision Blizzard) sticht aber heraus. Townsend ist mit ihrer Stellung bei Activision Blizzard genau für solche Fälle zuständig. Jedoch muss man dazu anmerken, dass sie erst seit vier Monaten bei Activision Blizzard beschäftigt ist.
Ihre interne Mail wurde ebenfalls geleakt:
Die wichtigsten Punkte ihrer Aussage zu den Vorwürfen haben wir euch hier noch einmal aufgeführt:
- Die Vorwürfe zeichnen ein verdrehtes und falsches Bild der Firma.
- Einige der Vorwürfe seien faktisch inkorrekt, alt und aus dem Zusammenhang gerissen. Teilweise seien die Vorwürfe älter als zehn Jahre.
- Activision sei heute eine großartige Firma mit guten Werten.
Diese Email muss weitere Mitarbeiter sehr verärgert haben, denn ihre Aussagen wurden öffentlich scharf kritisiert.
Wie ist eure Meinung? Diskutiert mit uns!
Bild: Activision Blizzard
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