Am Montag, den 03. Mai hat der Prozess zwischen Epic und Apple begonnen. Damit geht der Rechtsstreit der beiden Firmen in die nächste Runde. In den kommenden drei Wochen soll nun geklärt werden, ob Apples Geschäftspraktiken, im App Store 30 Prozent der Umsätze einzubehalten, als rechtmäßig gelten.
Gleichzeitig sind am 03. Mai einige Dokumente aus dem Prozess an die Öffentlichkeit gekommen. Diese legen viele interne Zahlen und Firmengeheimnisse von Epic Games offen. Wir werfen einen Blick auf den Prozess und haben für euch die veröffentlichten Dokumente kompakt zusammengefasst.
Epic wirft Apple Monopolstellung vor
Epic fährt am ersten Prozesstag bereits schwere Geschütze auf. In seiner Darstellung der Sachlage wirft das Unternehmen Apple eine Monopolstellung vor. Epics „Opening Statement“ haben wir hier für euch noch einmal verlinkt.
Das wirft Epic Apple konkret vor:
Anders als etwa bei Android können Nutzer von Apple-Geräten mit iOS-Betriebssystem ausschließlich Apps und Spiele aus dem Apple App Store geladen werden. Apple will aus Sicherheitsbedenken keine Installation von Apps aus anderen Quellen zulassen. Dabei erhält Apple aus jedem Verkauf oder jeder Micro Transaction 30 Prozent. Epic Games hält die zwingend zu zahlende Provision in Höhe von 30 Prozent für zu hoch und argumentiert, dass Apple mit dem App Store ein Monopol halte und seine Marktmacht missbrauche.
Apple verteidigt App Store
Nachdem Epic sein Statement beendet hatte, bekam der iPhone-Hersteller die Möglichkeit, seine Sicht der Dinge darzustellen. Der Fokus lag hierbei unter anderem auf den Vorteilen, die Entwickler auf Apples Plattformen haben. Gleichzeitig wies man aber auch auf die Art und Weise hin, mit der Epic diesen Rechtsstreit herbeigeführt hat.
Das sogenannte „Project Liberty“ hatte der „Fortnite“-Entwickler lange Zeit geplant. Epic hat im August 2020 mit der Umgehung der vorgeschriebenen Bezahlungsmethoden gegen Nutzungsbedingungen verstoßen, woraufhin Apple das Spiel aus dem App Store geworfen hatte. Epic erlaubte seinen „Fortnite“-Spielern mit einem Update den In-App-Kauf ohne die Nutzung der App Store-Mechanismen.
Im Kreuzverhör wurde Tim Sweeney, Präsident von Epic Games, darauf hingewiesen, dass Epic an sich ja keine Probleme habe, zu identischen Konditionen auf den Konsolen unterwegs zu sein, also im Klartext mit Sony und Microsoft. Apple führte weiterhin an, dass die Konsolen viel profitabler als das iPhone seien. So habe „Fortnite“ auf der Playstation sechs Milliarden US-Dollar und auf der Xbox 3,5 Milliarden US-Dollar eingebracht. Auf dem iPhone waren es nur 750 Millionen. „Der App Store von Epic ist hunderte Millionen Dollar davon entfernt, profitabel zu sein“, erwiderte Sweeney auf die Anschuldigungen. Weiterhin führte er an, dass er erst in drei bis vier Jahren damit rechne, schwarze Zahlen mit dem Store zu schreiben.
Apple argumentierte weiter, dass im Falle einer Entscheidung für Epic, auch Stores anderer Unternehmen betroffen sein könnten. Als Beispiel wurden Sony, Nintendo, Google und Samsung genannt. Durch eine Öffnung der Geräte für Apps außerhalb des App Stores würde man des Weiteren eine wichtige Sicherheitsfunktion verlieren.
Auswirkungen des Urteils
Der Prozess steht derzeit noch am Anfang. Es ist aber schon jetzt denkbar, dass das Urteil für Apple gravierende Auswirkungen haben könnte. Die möglicherweise notwendigen Änderungen könnten laut einigen Beobachtern darin bestehen, dass Apple das Betriebssystem neu entwickeln muss. Entwickler und Anwender könnten sich hingegen darüber freuen, wenn sie für die Bezahlung weitere Möglichkeiten neben denen von Apple hätten.
Was bezahlt Epic für die Gratis-Games?
Der Videospieljournalist Simon Carless hat eine der durchgesickerten Tabellen via Twitter veröffentlicht. Dieser könnt ihr entnehmen, was Epic Games den Publishern für die Gratis-Games zahlt.
Die Grafik zeigt vor allem eins: Epic zahlt einmalig einen Betrag an die Entwickler bzw. Publisher. Jetzt kommen wir zur Krux an der Sache. Nehmen wir z.B. „Subnautica“ — Epic hat für das Spiel etwa einmalig 1,4 Millionen US-Dollar überwiesen. „Subnautica“ wurde anschließend von 4,6 Millionen Nutzern der eigenen Bibliothek hinzugefügt, so hat der Entwickler nur rund 30 Cent pro verschenktem Spiel erhalten. Ob das eine faire Bezahlung für ein Spiel ist, das im Store regulär 30 Euro kostet, sei mal dahingestellt und muss jeder für sich selbst beantworten.
Ebenfalls zeigt die Tabelle den Zuwachs an Usern, die mit jedem neuen Angebot dazugekommen sind. Besonders auffällig ist dabei z.B. „World of Goo“. Das Indiespiel brachte für eine Investition von 50.000 US-Dollar ca. das Dreifache an neuen Usern ein.
Exclusiv-Deal Borderlands 3
Der exklusive Deal für „Borderlands 3“ hat unter den Spielern für ordentlich Ärger gesorgt und viele haben sich erneut gegen Exklusiv-Titel ausgesprochen. Jetzt ist die konkrete Summe bekannt, die Epic für die einjährige Exklusivität von „Borderlands 3“ bezahlen musste. Insgesamt hat Epic 150 Millionen US-Dollar an den Publisher 2K Games gezahlt.
Die Summe setzt sich aus mehreren Faktoren zusammen:
- Mindestgarantie für Verkäufe
- Marketingverpflichtungen
- Nicht erstattungsfähige Gebühren
2K hat aber auch noch weitere Summen für „Borderlands: The Handsome Collection“ (11 Millionen US-Dollar) und „Civilization 6“ (20 Millionen US-Dollar) erhalten.
Sony verdient mit
Crossplay ist nicht so Sonys Ding, zumindest war das lange Zeit so. Während Xbox-, Switch- und PC-Spieler gemeinsam „Fortnite“ oder „Rocket League“ spielen konnten, schauten PS4-Spieler in die Röhre.
The Verge hat einen Brief von Epics Vizepräsident Joe Kreiner an Sony veröffentlicht. Mit dem Brief will Kreiner den Konsolenhersteller vom Crossplay überzeugen. Er bot Sony unter anderem Marketingdaten oder kostenlose Ingame-Goodies an, mit denen Sony für sein PS Plus Abo werben könnte. Sony blockte das Ganze aber ab.
Natürlich wissen wir alle, dass „Fortnite“ mittlerweile auch auf der Playstation im Crossplay funktioniert. Im August 2019 öffnete sich Sony gegenüber dem Crossplay, denn es wurde eine Möglichkeit gefunden, damit Geld zu verdienen. Als einziges Unternehmen fordern die Japaner eine Gebühr, falls ein Publisher Crossplay mit einer Playstation-Konsole in sein Spiel implementieren will. Epics CEO Tim Sweeney bestätigte das nun am ersten Prozesstag.
Es bleibt abzuwarten, was die drei Wochen Verhandlungen an Veränderungen bringen werden. Was denkt ihr — kann Epic den Rechtsstreit gewinnen? Schreibt uns eure Meinung in die Kommentare!
Bild: Epic Games /Apple Logo
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