Zum 25. Geburtstag der Siedler hat Ubisoft alle sieben Serienteile inklusive Addons als modernisierte History Edition veröffentlicht. Wie spielen sich diese Klassiker heute und lohnt sich der Kauf?
Viele Fans werden es kennen: Man will nur eine kleine Runde Siedler spielen und Puff, schon ist der halbe Tag zu Ende. Somit dürfte es jeden Siedlerfan gefreut haben, dass Ubisoft nun sämtliche Teile der Reihe für den modernen PC spielbar gemacht hat. Wer aber jetzt ein Remake oder Remastered erwartet, dürfte enttäuscht sein. Inhaltlich bleiben die Spiele unangetastet, was gerade Nostalgie-Fans freuen dürfte.
Alle Teile sind auf Windows 10/8/7 spielbar und haben eine gute Auflösung erhalten. Die Versionen sind jeweils einzeln oder im Gesamtpaket erhältlich. Über Uplay ist ab dem dritten Teil auch der Multiplayer möglich. Solltet ihr nun Angst haben, dass die Spiele nur online gespielt werden können: keine Sorge! Nach dem Kauf sind sie auch im Offline-Modus verfügbar. Außerdem enthalten sind die jeweiligen Addons und Map-Editoren.
Preise der einzelnen Editionen und des Gesamtpakets:
History Edition | Preis |
Siedler 1 | 4,99 € |
Siedler 2 | 4,99 € |
Siedler 3 | 8,99 € |
Siedler 4 | 8,99 € |
Siedler 5 | 11,99 € |
Siedler 6 | 11,99 € |
Siedler 7 | 14,99 € |
Gesamt Paket History Collection | 39,99 € |
Wir haben alle sieben Editionen erneut gespielt und eingehend getestet. Wie lassen sich die Klassiker heute spielen und wie sehr sind sie gealtert?
Die Siedler (1993-1994)
1993 hat der Erfinder Volker Wertlich den Grundstein für die Siedler-Reihe gelegt. Das grundsätzliche Spielprinzip des Erfinders hat sich seither nicht merklich verändert. So hauen wir Bäume um, machen daraus Bretter für den Hausbau oder mahlen Getreide zu Mehl und lassen von einem Bäcker Brot für unsere Arbeiter backen.
Die History Fassung lässt das Spiel inhaltlich völlig unangetastet. Sie packt aber einige sinnvolle Komfortfunktionen obendrauf. So können wir jetzt das Spiel in drei Stufen beschleunigen sowie auch pausieren. Die wohl schönste Neuerung ist aber, dass wir die Anzeige nun anpassen können. Einziges Manko daran ist nur, dass das Spiel dabei weiterhin im Fenstermodus bleibt.
Gameplay-technisch hat sich zum Glück nichts geändert und so kommt man nach ein paar Minuten wieder ins Spiel hinein. Die Steuerung dürfte gerade für diejenigen eher gewöhnungsbedürftig sein, die den Klassiker zum ersten Mal spielen. So gab es damals noch kein Scrolling-Rad an den Mäusen und man musste für bestimmte Aktionen zwei Maustasten auf einmal drücken.
Das damalige Highlight des Spiels hat es auch wieder zurückgeschafft: Wir können zu zweit auf dem Splitscreen spielen. Schade ist dabei nur, dass man nicht wie früher mit zwei Mäusen zusammenspielt, sondern ein Mitspieler zum Controller greifen muss. Der Controller-Spieler hat dabei das Nachsehen, da die Steuerung mit dem Stick sehr unpräzise ist.
So macht das Ursiedler auch heute noch Spaß, ist aber eher etwas für Nostalgiker. Denn angesichts seiner etwas umständlichen Art der Bedienung und den eher pixeligen Menüs ist es für heutige Verhältnisse nicht so gut gealtert.
Die Siedler 2 (1996): Der beste Teil der Serie?
Für viele Fans ist Siedler 2 der beste Teil der Serie. Umso schöner, dass die History Edition sowohl Fenster- als auch Vollbildmodus anbietet. Die Bildgröße passt sich dabei an die Auflösung des Monitors an. 4K Support ist ebenfalls enthalten. Schade ist nur, dass das Interface zum Teil nicht mitskaliert, sodass einige der Buttons furchtbar winzig sind.
Da auch hier inhaltlich nichts verändert wurde, spielt es sich wie damals und das ist auch gut so. Die Kinderkrankheiten, die der erste Teil hatte, wurden im zweiten Teil der Serie überarbeitet und verfeinert. Das heißt auch, dass die Steuerung wesentlich besser ist und man noch leichter wieder ins Game hineinfinden kann. Wie im Vorgänger bauen wir nach und nach unsere Siedlung auf und erweitern unser Gebiet. Schön ist auch, dass es die Beobachtungsfenster gibt. So können wir selbst in weitverzweigten Siedlungen gut den Überblick behalten. Die Siedler 2 ist wie der erste Teil im Splitscreen-Modus multiplayertauglich und diesmal auch mit zwei Mäusen an einem Rechner spielbar.
Siedler 2 kann sich auch heute noch sehen lassen und ist nicht ohne Grund für viele Fans der beste Serienteil. Optisch muss sich das Spiel nicht hinter aktuellen Indie-Pixel-Titeln verstecken und auch der großartige Nostalgie-Faktor mit dem wunderschönen Straßenbau lässt das Herz eines jeden Fans höherschlagen.
Die Siedler 3 (1998): Ohne Wege? Freies Siedeln
Für viele Fans war es damals ein Schock: Man durfte in Siedler 3 nicht mehr bestimmen, wo die Wege verlaufen sollten. So wuselten die Siedler fleißig über den Bildschirm und zogen ihre Pfade selbst durch die Landschaft.
Trotz dieses für viele Fans fehlenden Spielelements war die Siedler 3 ein voller Erfolg und so ist es auch nicht verwunderlich, dass der dritte Teil weit oben im Beliebtheits-Ranking landet. Natürlich hat sich auch der Grafikstil weiterentwickelt und wir können deutlich mehr Details entdecken. So stapeln sich Waren in Lagern, auf Türmen und Burgen schieben Bogenschützen Wache und Nahkämpfer schauen aus den Fenstern. Aber nicht nur der veränderte Grafikstil, sondern auch die neuen Völker und neuen Spielelemente haben zum damaligen Erfolg des dritten Teils beigetragen
In der History Edition können wir den Bildausschnitt auf bis zu 4K vergrößern. Das Interface ist gleichgeblieben und man hat wie in der alten Variante einen sehr guten Überblick über das Geschehen in seiner Siedlung. Ein Multiplayermodus ist auch hier vorhanden, zwar nicht mehr, wie in den Vorgängern, auf einem PC im Splitscreen, aber durch die Uplay-Oberfläche können wir jederzeit ein Multiplayer-Spiel starten.
Der Klassiker Siedler 3 ist sehr gut gealtert und immer noch sehr schön spielbar. Die Steuerung ist auch für Anfänger, die die Reihe noch nicht gespielt haben, sehr leicht zu erlernen. Da Siedler 3 zu meinen persönlichen Lieblingsspielen gehört, finde ich es umso schöner, dass ich diesen Klassiker noch einmal in 4K erleben kann.
Siedler 4 (2001): Eher ein Siedler 3.5?
Siedler 4 spielt sich identisch wie Siedler 3 und deswegen wird es auch immer wieder als Siedler 3.5 bezeichnet. Jedoch gibt es einige Verbesserungen im Vergleich zum Vorgänger. So kommt erstmals mit Möbius, dem Magier, ein Bösewicht hinzu, der von allen drei spielbaren Nationen bekämpft wird. Möbius verseucht mit seinem Dunklen Volk die Landschaft und wir müssen als Spieler die Verseuchung wieder rückgängig machen.
Grafikstil-technisch unterscheidet sich der vierte Teil nicht von seinem Vorgänger. Gameplay-technisch verfeinert er aber Siedler 3. So haben wir neue Spezialeinheiten, wie zum Beispiel den Gärtner, um Verseuchungen rückgängig zu machen. Zudem haben wir eine durchgängige Kampagne und nicht wie im Vorgänger mehrere Missionen, die nicht wirklich zusammenhängen. Die History Edition des vierten Teils bietet ebenfalls 4K Auflösungen sowie Multiplayer und Autosaves an, auch wurden einige Bugs gefixt.
Siedler 4 bietet wenig Neuerung im Vergleich zum Vorgänger. Jedoch muss man sagen, dass es einiges verbessert, was im dritten Teil gestört hat. So finde ich gerade die Missionen gegen das Dunkle Volk sehr interessant und auch die Erweiterung „Die Trojaner“ bringt sehr viele neue taktische Elemente ins Multiplayer.
Die Siedler 5 (2004): Ist das wirklich noch Siedler?
Mit Siedler 5 wird die wuselige Siedlerwelt komplett auf den Kopf gestellt. Nun hat man direkt steuerbare Helden, die Spezialfähigkeiten haben. Wir führen Echtzeitschlachten mit direkt steuerbaren Truppeninformationen und erforschen einen umfangreichen Technologiebaum. Durch die ganzen neuen Funktionen ist der Aufbaupart eher Nebensache, obwohl wir auch hier sehr effektiv planen müssen. Denn unsere Arbeiter folgen einem Tag- und Nacht-Rhythmus, müssen nach der Arbeit am Bauernhof essen und daheim im Wohnhaus schlafen. Der Spieler muss darauf achten, dass alle drei Gebäude nicht zu weit auseinander liegen, denn sonst vertrödeln die Siedler beim Pendeln wertvolle Arbeitszeit und die Effizienz der Siedlung leidet darunter.
Das alles hat aber nicht mehr wirklich viel mit dem alten Siedler-Gameplay und dem beliebten Wuselfaktor zu tun. So ist es auch kein Wunder, dass es für viele der schlechteste Teil der Reihe ist. Ein weiterer nerviger Faktor, der vielen Spielern nicht gefallen hat, ist, dass der Ereignissprecher von Oliver Kalkofe gesprochen wurde. Am Anfang ist dies noch recht amüsant, aber nach der 20. Belehrung wirkt dies recht langweilig und abgedroschen.
Die History Edition kommt auch wieder mit 4K Auflösung. Jedoch gibt es dabei das Problem, dass die Schrift im Spiel nicht mitskaliert, sodass Missionstexte nicht lesbar sind.
Siedler 5 ist mit Abstand der schwächste Teil der Reihe. Der Fokus liegt hier eher auf den Echtzeitschlachten und weniger auf den Warenkreisläufen, was gerade immer ein besonderes Merkmal der Reihe war und hier so gut wie nicht vorhanden ist.
Die Siedler 6 (2007): Rückkehr zum Altbewährten
Nach dem nicht so gelungenen fünften Teil der Reihe kehrt Die Siedler 6 wieder zu alten Tugenden zurück. Die Warenkreisläufe werden wieder komplexer und das Aufbauen hat nun wieder mehr Sinn. Jedoch kommen auch neue Elemente hinzu, die eher an Anno erinnern. So müssen wir uns jetzt um die Bedürfnisse unserer Bürger kümmern. Die fordern nach und nach immer mehr Waren, die sie brauchen, und sie wollen sogar heiraten. Das führt zu einem weiteren Problem: Die Siedler benötigen nur noch Rohstoffe und verarbeiten diese direkt in Fertigwaren. Wer also eine komplexe Warenkette erwartet hat, wie sie in Siedler 3 oder in Siedler 4 noch von Nöten war, wird hier enttäuscht werden.
Gameplay-technisch hat sich aber wieder einiges getan. So ist die Spielwelt diesmal in Sektoren eingeteilt, die wir durch den Bau von Wachtürmen einnehmen können. Dies ist sehr wichtig, denn in den Gebieten sind verschiedene Rohstoffe verteilt, sodass wir irgendwann gezwungen sind, zu expandieren. Auch punktet die History Edition mit einer hohen Auflösung, denn anders als noch in Siedler 5 skaliert hier die Schrift mit.
Siedler 6 vereinfacht die Produktionsketten sehr stark, weswegen es sich zum Teil wie ein Anno-Titel anfühlt, jedoch bietet es dem Spieler wieder mehr von dem, was ein Siedler-Spiel ausmacht. Schön ist auch die Geschichte. Sie ist sehr abwechslungsreich, spannend und wird in der Erweiterung „Reich des Ostens“ wunderbar weitergeführt. Alles in allem kann man sagen, dass der sechste Teil der Reihe sich wieder mehr wie ein Siedler anfühlt und durch die grafischen Verbesserungen sehr gut spielbar ist.
Die Siedler 7(2010): Online-Zwang sorgte für Shitstorm
Siedler 7 ist der wohl bekannteste Teil der Reihe, jedoch nicht, weil er sehr stark beworben wurde, sondern weil er durch den damaligen Online-Zwang, der auch für Solospieler galt, für einen Shitstorm sondergleichen gesorgt hatte. Denn zu dem Online-Zwang kam auch noch hinzu, dass die Server damals ausfielen und es dadurch unspielbar war. Und das alles passierte genau zur Osterzeit, sodass über die Feiertage gar nicht gespielt werden konnte. Später wurde der Online-Zwang aufgehoben.
Aber Siedler 7 ist dadurch kein schlechtes Spiel. Im Gegenteil, denn es perfektioniert die Sektorenhatz aus Siedler 6 und schafft es dadurch, das Spielerlebnis noch zu verbessern. So können wir die Gebiete nicht nur militärisch einnehmen, sondern auch die Bewohner bestechen oder aber bekehren. Gerade in Multiplayerpartien kann das sehr interessant werden. Am Gameplay hat sich auch wieder einiges getan, so haben wir wieder komplexere Warenketten und müssen auch wieder dementsprechende Gebäude bauen. Die History Edition bietet Auflösungen bis zu 4K und die Schrift skaliert auch hier mit.
Neben dem zweiten und dritten Teil der Reihe gehört Siedler 7 zu den Top 3-Spielen der Siedler-Reihe. Die zehn Jahre, die das Spiel mittlerweile auf dem Buckel hat, merkt man ihm gar nicht an. Gerade die hohen Sichtweiten und der schöne, aber nicht zu übertriebene Comicstil ist noch immer ein Hingucker. Und auch das schnellere Tempo, das mit dem Erobern der Sektoren ins Spiel gebracht wurde, wertet jedes Multiplayer- und Kampagnen-Spiel auf.
Bild: Ubisoft
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