Mit der Anno History Collection bringt Ubisoft vier Aufbauspiele-Klassiker zurück. Release war der 25.06.2020. Enthalten sind Anno 1602 inklusive des Addons Neue Inseln, neue Abenteuer Anno 1503 mit Monster, Schätze und Piraten, Anno 1701 mit dem fantastischen Kampagnen-Addon Der Fluch des Drachen, sowie Anno 1404 mit Venedig. Seit mittlerweile 22 Jahren verzaubert uns diese Spielereihe mal mehr und mal weniger und hat schon für so manche schlaflose Nacht gesorgt.
Wer aber jetzt ein Remastered oder Remake erwartet hat, wird leider enttäuscht werden, denn Ubisoft bringt nur eine technisch verbesserte Version der ersten vier Serienteile auf den Markt. Neuerungen wie eine verbesserte Grafik oder KI-Änderungen sind nicht enthalten. Auch werden die bisherigen Fassungen der Spiele mit Erscheinen der History Edition nicht auf diese Version geupdated.
Diese Verbesserungen haben alle Titel gemeinsam
Die History Collection kommt mit einigen Überarbeitungen und neuen Inhalten, die die bis zu 22 Jahre alten Klassiker für moderne PCs spielbar machen. So bekommen alle Spiele bis zu 4K Auflösungen und das Interface passt sich der gewählten Auflösung an. Die Spiele wurden für 64 Bit Systeme portiert, was eine stabile und bessere Performance zulässt. Außerdem kann man sich entscheiden zwischen einem Borderless Window Mode, Fullscreen und dem Window Mode. Ein Highlight dürfte die Savegame Kompatibilität sein. Diese ermöglicht die Verwendung alter Spielstände aus anderen Versionen.
Der Multiplayer, der leider bei den älteren Titeln entweder nicht vorhanden oder aus technischen Gründen nicht mehr spielbar war, kehrt zurück. Gespielt wird dabei über die eigene Struktur von Uplay. Der Multiplayer orientiert sich dabei eher an Anno 1800, dem neusten Titel der Serie. Mit der Quickmatchsuche können sich Spieler auf der ganzen Welt miteinander messen. Es gibt auch noch Bonusinhalte, nur sind diese nicht besonders spektakulär. So wurde ein Bonussoundtrack komponiert, der aus alten Stücken aus den vier Spielen besteht. Man bekommt den kompletten digitalen Soundtrack, ein besonderes Wallpaper und ein einzigartiges Logo.
Auf die Neuerungen, die die einzelnen Versionen betrifft, gehen wir nochmal gesondert in der Analyse der einzelnen Titel ein. Ubisoft hat aber die bisherigen Versionen der in der History Edition enthaltenen Spiele aus dem Store genommen. Wer sie bereits gekauft hat, kann sie sich weiterhin herunterladen und spielen.
Preise der einzelnen Editionen und des Gesamtpakets:
History Editionen | Preis |
Anno 1602 + Neue Inseln, Neue Abenteuer | 9,99 € |
Anno 1503 + Monster, Schätze und Piraten | 9,99 € |
Anno 1701 + Fluch des Drachen | 9,99 € |
Anno 1404 + Venedig | 14,99 € |
History Collection (alle vier Spiele + Addons) | 39,99 € |
Anno 1602 History Edition: 22 Jahre altes Spiel legt den Grundstein der Reihe
1998 erschaffte das Team von Max Design ein Spiel, das weltweit die Herzen der Aufbauspieler eroberte. Dabei machte es dem damaligen Vorreiter Die Siedler 2 starke Konkurrenz. Doch Anno war schon immer komplexer, größer und auf seine Weise anspruchsvoller und so sind die Spielprinzipien von früher noch heute der Grundstein jedes Anno-Titels. In Anno wird eine Start-Insel gesucht, die erste Siedlung gegründet, danach die Bürger versorgt und Zivilisations-Stufen erklommen. Hat man dies alles erreicht, geht es daran, weitere Inseln zu besiedeln.
Anno 1602 führt uns dabei ins 17. Jahrhundert. Mit seiner für 2 D Grafik sehr detailreichen Welt versuchen wir auf einer kleinen Insel Fuß zu fassen. Auf der Insel bauen wir nach und nach unsere Stadt auf und versuchen, unser kleines Reich weiter auszudehnen.
Die Verbesserungen der History Edition im Überblick
- Es gibt einen optionalen modernen Mauszeiger.
- Das Zoomen mit dem Mausrad ist möglich (wurde in der Originalversion nicht umgesetzt, da Mausräder zu der Zeit eher selten waren).
- Mit der neuen optionalen Steuerung kann das Spiel nicht nur über eine Maustaste gesteuert werden.
- Die rechte Maustaste kann jetzt, wie in Anno 1800, zur Navigation und zum Befehligen der Schiffe genutzt werden.
- Der Editor wurde aufgefrischt.
- Die Einspielvideos können im Minimap-Fenster abgespielt werden, wodurch keine zusätzliche Spielunterbrechung verursacht wird.
Anno 1602 sieht man leider seine 22 Jahre sehr deutlich an. Es ist zwar schön, dass das Spiel in 4K läuft, jedoch sind dann die drei Zoomstufen zu wenig. Denn es ist auf dieser Skalierung leider nicht nah genug, um das Geschehen genau zu beobachten. Deswegen sollte man hier eine geringere Auflösung anwenden. Die Einspielvideos sind leider sehr niedrig aufgelöst. Jedoch sind die Clips, die in der Bedienungsleiste angezeigt werden, ein guter Schachzug. Hier fallen sie nicht so stark ins Gewicht. Die Steuerung ist für heutige Maßstäbe zu umständlich, so müssen Wege einzeln um Gebäude gebaut werden, es gibt keinen Blaupausenmodus und wir müssen Gebäude wieder abreißen, wenn wir sie falsch gesetzt haben. Erschwerend kommt die eher unübersichtliche Menü-Führung hinzu, wodurch man wertvolle Zeit beim Aufbau verschwendet.
Alles in allem ist Anno 1602 nicht sehr gut gealtert, was man gerade in den Menüs, aber auch in der Steuerung merkt. Ein richtiges Remastered oder sogar Remake hätten dem Spiel sehr gutgetan. So muss ich schweren Herzens sagen, dass ich Anno 1602 in der jetzigen Fassung nicht empfehlen kann. Denn man braucht leider eine sehr starke Nostalgiebrille, um über die altersbedingten Schwächen hinwegsehen zu können.
Anno 1503 History Edition erhält endlich Multiplayer, aber keinen Editor mehr
2002 erschien, ebenfalls von Max Design entwickelt: der Nachfolger Anno 1503. Geschichtlich spielt dieser Teil 99 Jahre vor Anno 1602. In spielerischer Hinsicht baut 1602 auf seinem Vorgänger auf. Erweitert wurden damals die Wirtschaftskreisläufe, die nun komplexer gestaltet wurden. Ebenfalls erhielt die Grafik-Engine eine größere Überarbeitung. So gab es mehrere neue Klimazonen wie Steppen, Dschungel und Polar-Welten, in denen wir auch unsere Städte errichten konnten. Einen Wermutstropfen war der entgegen der Versprechungen fehlende Multiplayer. Als Grund wurden Stabilitätsproblemen genannt. Auch die Erweiterung Monster, Schätze und Piraten brachte den ersehnten Multiplayer nicht ins Spiel.
Umso erfreulicher ist es jetzt, dass Anno 1503 der Multiplayer jetzt nach 18 Jahren endlich nachgereicht wird. Die Neuauflage bringt die damals geplanten Mehrspieler- und drei weitere Szenarien mit ins Spiel.
Die Verbesserungen der History Edition im Überblick
- Es gibt 3 optionale Mauszeiger.
- Das Spiel enthält den neuen Multiplayermodus mit den oben erwähnten Mehrspielerszenarien.
- Eine extra für das Multiplayer entwickelte Funktion, das Desync-Recovery. Es schreitet bei Multiplayer-Spielen ein, wenn diese nicht mehr synchron laufen.
- Gebäude können per Drag & Drop platziert werden.
- Das Einheiten-Limit wurde aufgehoben.
- Ein grafischer Fehler, der die Darstellung der Küstenlinie betrifft, wurde behoben. Wer ihn aber aus Nostalgiegründen dabeihaben möchte, kann ihn optional hinzuschalten.
Da die History Editionen nur in der internationalen Fassung veröffentlicht wurden, hat Ubisoft den Editor nicht im Spiel implementiert. So müssen wir auf selbsterstellte Karten und Szenarien verzichten.
Man merkt leider auch Anno 1503 seine 18 Jahre an. SEs spielt sich zwar schon besser als 1602, doch insbesondere für Serieneinsteiger ist es nicht gut geeignet. Untertanen zahlen z.B. keine Steuern, sondern füllen die Staatskassen nur, wenn genug Waren zur Verfügung stehen. Hat man einen Engpass, kann es schnell passieren, dass man pleite geht und damit kommen wir zu einem weiteren Problem: Das Spiel schickt einem kaum Warnungen. So kann es passieren, dass die Bevölkerung Hunger leidet, man dies nicht mitbekommt und man dadurch keine Einnahmen mehr generiert.
Anno 1503 läuft trotz der netten Ideen wie den Klimazonen und der leicht verbesserten Anpassung der Grafik für heutige Verhältnisse sehr unrund. Wer das Spiel nicht unbedingt im Multiplayer erneut spielen möchte, sollte diesen Teil lieber auslassen
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